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Geschichtlicher Überblick
Ca. 1000 n. Chr. war in Wurschen der Standort einer frühdeutschen Wasserburg. Die bei der Sanierung des Schlosses Ende
des 20. Jahrhunderts gefundenen Bauteile und Bauweisen lassen die Erkenntnis zu, dass die Kellerräume und das Erdgeschoss zu einer Wasserburg aus dem Mittelalter gehörten. Ein Wassergraben, der das Schloss umgibt,
unterstützt diese Annahme. Im Jahre 1720 wurde das Schloss im Spätbarock durch Rudolph Wilhelm v. Ziegler und Klipphausen (1688 – 1749) in seiner heutigen äußeren Form errichtet. Um 1740 wurde durch eine Zahlung von
35.000 Thalern das Lehn Wurschen in Erbe (Eigentum) umgewandelt (Privileg des Kaisers Maximilian II. an die Lausitzer Ritterschaft). Veränderungen an Decken und Wänden und unterschiedlichen Gewölbearten
verschiedener Zeitepochen sind Zeugen zahlreicher Umbauten. Wandmalereien stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Zeit der Renaissance. Rätsel geben noch entdeckte Belüftungskanäle aus Ziegeln unter dem
Fußboden auf. Verkohlte Balken und Hölzer lassen auf einen Brand schließen.
1758 im Verlaufe des 7-jährigen Krieges (Schlacht bei Hochkirch 14.10.1758) wurden auch Wurschen und das Schloss bei
Rückzugsgefechten von den Österreichern mit Artillerie beschossen. Daraus hervor ging die Inschrift an der östlichen Seite des Schlosses: En Sigma Proelli: Die XIV Oc MDCCLVIII.
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Vom 16. zum 17. Juli 1807 übernachtete Napoleon Bonaparte im Wurschener Schloss. Er kam von der
Unterzeichnung des “Tilsiter Friedens” und reiste über Bautzen nach Paris zurück.
Am Vorabend der Schlacht bei Bautzen (Wurschen) am19./20. Mai 1813 diente das Schloss als Hauptquartier der
Verbündeten. Es beherbergte das alliierte Heereslager des russischen Zaren Alexander und seinen Verbündeten, den preußischen König Friedrich Wilhelm III. Außerdem waren die Generäle und Feldmarschälle
Barcley de Tolly, v. Diebitsch, v. Kleist, v. Blücher, v. Gneisenau anwesend.Ein noch vorhandener Tisch in der oberen Etage diente als Unterlage für die Stabskarten.
Nach der für Napoleon siegreichen Schlacht wurde eine Gedenkmünze geprägt und es folgte die Inschrift
Wurschen am Pariser Triumphbogen.
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Triumphbogen in Paris
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Im Zuge der Bodenreform 1945 ging das Schloss an die Gemeinde über. Es wurde Heimstatt für viele Flüchtlinge und Vertriebene. Die
Absicht, das Schloss in DDR-Zeiten niederzureißen, scheiterte am Widerstand der Einwohner. Stattdessen setzte sich eine Bürgerinitiative für eine sinnvolle Nutzung ein. Krippe, Kindergarten, Schulspeisung, Turnraum
und Konsum-Verkaufseinrichtung wurden im Schloss untergebracht. Durch die Nutzung des Gebäudes wurde stets mit damaligen Mitteln und Möglichkeiten gebaut und das Gebäude erhalten. Trotzdem verfiel das Schloss mit
der Zeit. Besonders das Dach hatte in den 80er Jahren stark gelitten. 1992/93 konnte er endlich erneuert und saniert werden.
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Besitzer des Schlosses
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1382
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Michael Kosbrich (nach dem Tode von Michael Kosbrich uns seiner Gemahlin, die kinderlos blieb, stand das
Lehen Wurschen dem König Wenzel von Böhmen zu. „König Wenzel belehnt Otto Edler von Kittlitz und Heinrich von Luzan mit dem Gutte Wurssen mit all seinen Rechten.“ (Heinrich von Luzan war Kämmerer des
Königs; v. Kittlitz war Vertreter des Lausitzer Landadels am böhmischen Hof; der Bruder des Otto v. Kittlitz war Vikar im Petridom Budissin)
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1498
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Caspar von Sley
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1504
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Balthasar v. Nadelwitz
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1527
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Franz und Hieronymus v. Nadelwitz (Söhne von Balthasar v. Nadelwitz)
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1532
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Hans von Muschwitz (keine männlichen Erben)
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1551
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Wolf von Muschwitz
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bis 1634
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Sigmund von Muschwitz
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1667
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Sigmund der Jüngere v. Muschwitz
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1668
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Wolf Heinrich v. Muschwitz
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ab 1677
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Ludwig Gerhard v. Hoym
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1685
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Georg v. Ramsey (engl. Adliger)
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ab 1687
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Georg Heinrich v. Platen
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1696
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Friedrich Adolph v. Ziegler und Klipphausen
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1707
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Wolf Rudolph v. Ziegler und Klipphausen (1661 – 1708)
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1718
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Rudolph Wilhelm v. Ziegler und Klipphausen (1688 – 1749)
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1749
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Sophie Margarethe geb. v. Metzrad (1693 – 1762, Witwe von Rudolph Wilhelm v. Ziegler und Klipphausen, 2. Ehe mit
Heinrich Adolph v. Gersdorff)
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1762
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Johann Erdmann v. Gersdorff (1726 – 1803)
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1803
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Friederike Louise Christiane geb. v. Wurmgarten (1756 – 1832, Witwe von Johann Erdmann v. Gersdorff, 2. Ehe mit
Friedrich Erdmann v. Thielau)
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1806
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Friedrich Erdmann v. Thielau (1756 – 1821)
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1821
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Friederike Louise Christiane verw. v. Thielau verw. gew. v. Gersdorff geb. v. Wurmgarten
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1828
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Clara Maria Gräfin zu Solms-Sonnenwalde geb. v. Rex-Thielau (gest. 1886, Adoptivtochter von Friederike Louise Christiane
verw. v. Thielau verw. gew. v. Gersdorff geb. v. Wurmgarten)
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1886
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Graf Peter zu Solms-Sonnenwalde (geb. 1840, Sohn von Clara Maria Gräfin zu Solms-Sonnenwalde geb. v.
Rex-Thielau)
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192? – 45
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Graf Wilhelm zu Solms-Sonnenwalde (geb. 1886, durch Bodenreform enteignet, Neffe von Graf Peter zu
Solms-Sonnenwalde)
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ab 1997
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Graf Alfred zu Solms-Sonnenwalde (Rückkauf)
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Das Schloss in der Gegenwart
1997 kaufte Graf Alfred zu Solms-Sonnenwalde das Schloss, das früher einmal im Familienbesitz war, zurück.
Das ermöglichte eine Komplettsanierung. Während die untere Etage zur öffentlichen Benutzung bereitgestellt wird, liegt die obere Etage im Privatbereich des Grafen und seiner Frau. Dort werden drei
Wohnungen ausgebaut. Das Erdgeschoss soll mit zwei großen Veranstaltungsräume für Ausstellungen, Kammerkonzerte, Familienfeiern, den notwendigen Sanitäranlagen und einem Vorbereitungsraum ausgestattet
werden.
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